Altmühl-Tagestour
Den Fluss für uns allein
 

Der Nebel wird immer dichter, das Thermometer zeigt 7,5 Grad. Ganz schön frisch für einen Septembertag. Von Riedenburg ist wegen des dichten Schleiers nichts zu sehen, der Fluss lässt sich links nur erahnen, wo die Schemen des Auwaldes in flaches Grau übergehen. Es ist nicht mehr weit bis zu unserem Treffpunkt: Töging, „..nach dem Ortsschild links, an der alten Eisenbrücke", so hat es mir Reinhold am Telefon beschrieben. Kurz vor dem Ziel, bei Dietfurt, reißt plötzlich der Nebel auf, strahlende Sonne taucht das malerische Tal in freundliches Licht. Hier endet die ursprüngliche Altmühl und geht über in den Rhein-Main-Donaukanal. Wir wollen die Strecke oberhalb von Böhming bis Töging befahren. Zirka 25 Kilometer auf einem der beliebtesten Flüsse Bayerns. Nach mehrtägigem Regen haben wir idealen Wasserstand, nun zeigt sich auch eine recht ordentliche Strömung.
Romantisch verschlafen überquert die alte Eisenbrücke den Fluss, etwas außerhalb der Ortschaft, scheinbar nur für Wanderer, Radfahrer oder Kanuten interessant. Ich genieße die Stille und Einsamkeit. Der Tau glitzert auf den vertrockneten Pflanzen am Ufer, teilweise übersponnen von kunstvollen Netzen. Die Kamera heraus und einige Fotos machen, da tauchen auch schon Reinhold und Martin auf, zwei wunderschöne Holzkanadier auf dem Autodach.
Der Einsatzpunkt an der Brücke in Böhming ist für Bootsfahrer präpariert. Wie auch die vielen anderen Ein-/ Aussatzstellen am Fluss. Die beiden Wehre, die wir zu umtragen haben, sind leicht zu bewältigen, nicht zuletzt wegen der vorbildlich angelegten und markierten  Anlandestellen. Das wenige Gepäck ist schnell verladen und schon stechen wir los, werden von der Strömung mitgenommen und gleiten vorbei an zurücktretenden Felswänden, die sehr schnell einem weiten, lieblichen Tal weichen. Wir sind ganz allein unterwegs, auch auf der nahe liegenden Straße entlang der Altmühl ist heute kaum Verkehr. Ein wunderschöner, strahlender Sonntagvormittag, nur das Eintauchen der Paddel stört die Stille. Es ist trotz der Sonne ziemlich frisch, der aufkommende leichte Wind verstärkt dies noch, klärt aber die Luft und spendiert eine hervorragende Sicht auf die teilweise steilen Uferhänge in der Ferne. Diese markieren den Flussverlauf, sein Bett vor vielen Tausend Jahren. Mit ihren fast 200 Kilometern ist die Altmühl der einzige längere Wasserlauf Deutschlands, der in der Hauptrichtung nach Südosten fließt. Quelle und Mündung bei Kelheim weisen einen Höhenunterschied von nur 100 Metern auf, daher auch die träge Strömung. Trotzdem wurde der Fluss früher zum Antrieb vieler Mühlen genutzt.
Es geht vorbei an saftigen Feuchtwiesen und Äckern, Auwald ist nur im Ansatz vorhanden, beschaulich windet sich der Fluss durch die weite Tallandschaft. Wir kommen erstaunlich flott vorwärts, nach gut zwei Stunden taucht das erste Wehr und zugleich unser Ziel für die Mittagspause vor uns auf: die Kratzmühle. Ein schattiger Platz am Wasser ist wie geschaffen für eine Rast. Reinhold öffnet seinen Packsack und holt die Utensilien zum Grillen hervor. Er hat sogar Birkenholz- und Buchenscheite dabei und kurz darauf knistert das kleine Feuer im Metallsieb. Martin hat schon Holzspieße geschnitzt und wir stecken die gewürzten Kotellettscheiben auf. Folienkartoffeln wandern in die Glut und wir genießen ein ausgiebiges, schmackhaftes Trappermenü.
Da wir schon die Hälfte der Strecke hinter uns haben, lassen wir uns Zeit und starten erst am frühen Nachmittag wieder. Vorbei an Beilngries, später das Wehr an der Kottingwörther Mühle. Es begegnet uns das erste Boot auf dieser Tour. Und es wird auch das einzige bleiben. Ich kann es gar nicht fassen, dass wir den Fluss heute ganz für uns allein haben. Bisher hatten mich stets die Erzählungen und Berichte von einer Befahrung abgehalten: Die Altmühl, heißt es immer wieder, sei überfüllt wie eine Autobahn. Dies gilt sicherlich für die Hauptsaison, da sollte man den Fluss meiden.
Wir erreichen unseren Zielpunkt Töging am späten Nachmittag in dem Bewusstsein, eine herrliche Fahrt an einem idealen Tag hinter uns zu haben - ein wahres Geschenk!

Informationen und Literatur:
Ruhiger, einfach zu fahrender Wanderfluss; Wehre gut zu umtragen, da die Altmühl als Flusswanderweg ausgebaut ist. Zahlreiche Zelt- und Rastmöglichkeiten, etliche Campingplätze; bei niedrigem Wasserstand Befahrung nicht empfehlenswert. Autobegleitung gut möglich, Einkehrmöglichkeiten entlang der Strecke
( teilweise Hinweisschilder ).

  • Bendig E./Keller W.E. „Bootswandern auf der Altmühl"Verlag W. Keller, Treuchtlingen ( mit Flusskarte; informatives, handliches Büchlein )

  • „DKV-Wanderführer für Bayern", DKV-Wirtschafts- und Verlags GmbH, Duisburg

  • Nejedly H. „Kanuwandern in Süddeutschland", BLV-Verlagsges.mbH, München

  • „Wassersport-Wanderkarte Deutschland Südost" (Nr.4), Büro f. Kartographie E.Jübermann, Uelzen

  • Internet:

http://www.altmuehltal.de/

http://www.naturpark-altmuehltal.de 

http://www.bayerntours.com/altmuehlthal/freizeit/wasser1.htm   ( Kanuverleiher )

 

 

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