Lang ersehnte Winterübernachtungscanadiertour!:-)

..seit geraumer Zeit reifte in den Köpfen von 4 Canadierpaddlern mit Tourenerfahrung und einem Novizen in Sachen Gepäcktouren der interessante Gedanke, mal im Winter eine kleine Tour zu Testzwecken mit Boot, etwas Ausrüstung incl. Zelten zu machen. Mal seine Ausrüstung auszuprobieren, wie sich das so mit der Wintertauglichkeit von Mensch und dessen Material so verhält.

Schon einige Jahre gingen wir damit schwanger, aber mal hatte der Eine keine Zeit, dann der Nächste, dann war der Winter kein Winter, also auch wieder nix.

Heuer reifte das Ganze dann schon eher aus, ein Termin wurde gefunden und auf Ende Februar einfach mal so datiert, keine Überschneidungen, keine Ausfälle, schien zu passen.

Pünktlich zum Termin....übertrieb der Winter es sogar ein wenig...zweistellige Minusgrade waren angesagt und eine „steife Brise schräääch von voorn“, wie die Nordlichter zu sagen pflegen.

Aber wir ließen uns dadurch nicht mehr abschrecken....jeder fieberte dem Termin schon entgegen.

Die alten Hasen kramten ihr Gepäck ratzfatz zusammen, der Tourenneuling...eher noch planlos und ein bisserl konfus...aber dann doch noch zu Potte kommend, ...Hauptsache warmes Zeug dabei.

Frank als erfahrener Outdoorchefkoch bot sich an, sein Tentipi mitzunehmen, seine Küchenutensilien und natürlich -da er ja die besten Quellen für feinstes Fleisch aus jahrelanger Erfahrung kennt - traumhaft durchwachsene Rindersteaks von erhabenem Format und saftige gut gewürzte dicke Bratwürste für die Zeit, in der die Steaks ihre Ruhephase nach dem Grill bekamen

als Zwischendurchsnack. Also ein richtig gesundes Lowcarbessen mit vielen Proteinen und etwas Fett, was ja bei der Kälte guten Brennstoff bringt. Frühstücksutensilien wurden noch besorgt und noch diverse andere Schmankerl.

Am Samstag war es dann soweit. Treffpunkt war die Einsatzstelle in Vohburg an der Flösserstelle. Gegen 14 Uhr waren alle Beteiligten mit Boot und Ausrüstung vor Ort. Strahlender Sonnenschein, Temperaturen um den Gefrierpunkt und knackiger Ostwind...

Schnell waren die Boote beladen und einer nach dem anderen stieß sich vom Ufer ab und ließ sich von der flotten Strömung auf die Donau raustragen...der Alltag blieb draußen zurück...es ist jedes mal, als ob man in eine andere Welt eintaucht, wenn man sich vom Ufer abdrückt, man spürt erst mal nur noch das Boot, das Wasser, die Ruhe, schließt die Augen und lässt sich treiben.

Aber nicht lange....dann war der Gegenwind so heftig, dass man in der Strömung tatsächlich fast stehen blieb...also erst mal kräftig am Stock ziehen... die Landschaft lesen....wo ist die Leeseite der Ufer, gerade die Boote, die einen relativ hohen Bug haben, hatten verschärft mit dem Gegenwind zu kämpfen. Noch ein bisserl das Gepäck weiter nach vorne geschoben und schon lief es besser, der Wind hatte weniger Chancen. Wenn man mal am „falschen“ Ufer paddelte, musste man aufpassen, nicht auf die Steine gedrückt zu werden...also gleich wieder rüber, auch wenn dort die Sonne weniger war, der fehlende Wind brachte gleich ein Gefühl von ein paar Grad mehr.

Nach einer Weile auf dem Wasser fingen dann die Augen schon zu suchen an, wo man denn einen guten Ausstiegsplatz und noch wichtiger...einen windgeschützten Platz zum Lagern finden könnte.

Ein erster Ausstieg und ein paar Meter zu Fuß brachten wieder Wärme in die Zehen...aber nicht den erhofften Platz. Dafür die Erkenntnis: noch 200 m weiter schaut‘s besser aus. Also raus und erst mal die Boote entladen. Ganz schön schwer, insbesondere die Koch- und Verpflegungsausrüstung. Ingmar sorgte mit einer Einheit Hopfensmoothies für die pflanzliche Versorgung der Leute.

Um die warme Sonne noch zu nutzen haben wir uns gleich an den Zeltaufbau gemacht.

Im Tentipi 3 Leute mit Holzofen und im Skandinavischen Ripstop Tipizelt Christian und der Schreiberling. Das meiste Volumen hatten die Schlafausrüstung und die warmen Klamotten, wenigstens war das Zeug leicht.

Schon mal die Schlafsäcke aufgeschüttelt, damit die Dinger viel Volumen für gute Isolation aufbauen konnten. In meinem Fall ein gebrauchter Brexit Armeeschlafsack und ein dünner Sommerschlafsack innen.

Als Unterlage hatte Christian 2 Rentierfelle dabei, richtig flauschig dick und warm. Dafür mit, wie bei Rentierfellen üblich, starkem Haarausfall, was wiederum zum Schreiberling passte, dem geht’s ähnlich.

Der Wind war dort nicht ganz so übel wie auf dem Wasser, aber doch zogen immer wieder ein paar üble Böen durch.

Langsam machte sich der Hunger bemerkbar, wir kümmerten uns ums Feuerholz und Frank baute seine Feuerschale auf, auf der später gekocht und gegrillt wurde. Umweltfreundlich wie wir sind, ein Boden schonendes Modell. Als dann endlich eine schöne Glut am Schwelen war, packte Frank die feinen Rindersteaks aus, jedem lief jetzt schon das Wasser im Munde zusammen. Er setzte einen großen Topf mit Kartoffeln auf den Benzinkocher und als diese fast schon gar waren kamen die wundervoll marmorierten Rindersteaks auf den Rost. Ein herrlicher Duft waberte uns um die Nasen.

Nachdem die edlen Stücke gewendet waren und Farbe genommen hatten, wurden sie noch in Folie gepackt und durften sich noch etwas entspannen.

In der Zwischenzeit, lagen schon die oben erwähnten saftigen Bratwürste auf dem Grill, eigentlich hätten die schon fast gereicht, aber da wir ja gesund unterwegs waren und teilweise auf Kohlehydrate verzichteten, schafften wir das schon. Dann war es an der Zeit die Steaks auszuwickeln und anzuschneiden, Ingmar zückte sein liebliches Brotzeitbowie und teile das erste Stück....Medium Rare...wie aus dem Bilderbuch. Die Jungs,die es vertrugen, genossen auch noch heiße dampfende Kartoffeln dazu.

Ein Traum, so etwas genießen zu dürfen!!! Der Abwasch war schnell gemacht, die Teller mit Schnee ausgerieben und fertig. Die Steaks hatten eine richtig feine dicke Fettader mittendurch...was den Einsatz von feinstem philippinischem Rum nötig machte. Gut abgelagerter feinster Brand, welcher runterging wie Öl, wurde zur Auflösung der Fettablagerungen im menschlichen Gewebe eingesetzt und tat seinen Dienst hervorragend. Nebenbei schmeckte diese vorbeugende Medizin auch noch göttlich!!!

Jetzt wurde es langsam zapfig, da die Sonne untergegangen war, es war Schluss mit lustig.

Noch ein paar Scheite auf die Glut und es wurde wieder wärmer und wir gönnten uns noch Hopfenkaltschalen, Feuerzangenbowle und Heidelbeerglühwein, je nach Gusto. Noch ein paar Erdnüsse dazu und man genoss den Abend bei einem netten Ratsch. Irgendwann wurde es dann doch richtig frisch...wir beschlossen uns doch mal ins Nest zu begeben.  Jeder wickelte sich in sein Schlafgemach, sortierte die Klamotten, damit sie am Morgen nicht so kalt waren. Bei mir hat das Einschlafen etwas gedauert, durch die kalten Füße....aber die guten Handgestricken verrichteten einen guten Dienst und auch ich entschlummerte. In der Nacht wurde ich sogar wach weil es mir zu warm wurde im Schlafsack. Besser, als vor Kälte aufzuwachen. Mittlerweile was das Zelt innen schon von Raureif überzogen. Ich konnte dann gleich wieder einschlafen.

Als wir wach wurden, war schon helllichter Tag draußen, gegen 8 Uhr krabbelte ich aus dem Schlafsack, da die Feuerzangenbowle raus wollte. Ein wunderschöner Tag draußen, A....kalt aber ohne Wind erst mal.… danach noch mal in den Schlafsack gekrochen und die Ruhe genossen.

Mittlerweile kamen aus dem zweiten Zelt auch schon Geräusche, der Holzhofen wurde eingeschürt und Kaffeewasser brodelte schon im Perculator vor sich hin. Vielversprechend... Langsam krochen alle aus ihren Lagerstätten und folgten dem Ruf der Wildnis. Danach die erste Tasse heißen Kaffee...ein Traum...

Anschließend fingen wir langsam an den Zeltinhalt zu sortieren und einzupacken, um dann in aller Ruhe das Frühstück zu genießen… Als das Feuer wieder brannte, hatte Jochen schon diverse Eier verquirlt und der Bacon landete in der Pfanne. Eier mit Speck und auch Kiachl vom Markt gab es um die müden Krieger zu stärken.

Nach dem ergiebigen Frühstück wurden dann die Zelte langsam abgebaut...die Rentierhaare aus dem Zelt und dem Schlafsack geschüttelt :-) sowie das ganze Gerödel langsam in die Boote geladen. Der Wind hatte nach einer recht ruhigen Nacht wieder heftig aufgefrischt und blies und heftig ins Gesicht!!!

Trotzdem, wieder das entspannende Gefühl....abstoßen und weg sein...bei dem kräfigen Gegenwind allerdings nur Kurz. Frank hatte keine Freude mit dem Wind, drum sind wir nach ein paar hundert Metern noch mal raus um das Boot umzutrimmen. Danach ging‘s dann leichter, wenn auch immer noch nicht flockig. Je nach Fließrichtung war es mal ruhig, dann wieder der Böhmische mit seiner sibirischen Kälte im Gepäck.

Trotzdem war es ein Traum in der Sonne auf dem Wasser, überall an den Zweigen, die ins Wasser hingen bildeten sich dicke Eiskristalltropfen und -perlen, die in der Sonne glänzten. Wenn man mal an einer Stelle paddelte, in der kein Wind war und die Sonne ihre Kraft entfalten konnte, hieß es nur, die Augen schließen und genießen. Wundervolle Wärme machte sich auf dem Rücken breit.

Nach einigen Kilometern ging es schon auf Weltenburg zu...traditionell wurde dort bei Stausacker noch mal der Kiesstrand angesteuert, die Füße waren mittlerweile sehr kalt und verlangten nach Auslauf, außerdem machte sich am späten Mittag ein gewisser Kaffeedurst bemerkbar...und...Frank hatte noch einen Joker im Gepäck! Waffelteig mit Waffeleisen.

Sofort Kaffee aufgesetzt, ein Feuer geschürt und das Waffeleisen auf den Pfannenknecht gesetzt. Als das Ding richtig heiß war, wurde die erste Portion des cremigen Teigs eingefüllt und das Waffeleisen geschlossen. Es dauerte nicht lange und ein feiner Waffelduft mit einer feinen Vanillenote (weil‘s in den Rezeptzeitschriften so stand...running Gag unter den Beteiligen) wehte um die Nasen jener Beteiligten. Traumhaft knusprig außen, innen weich, ließen wir uns die Waffeln schmecken, um danach die letzte Etappe unserer kulinarischen Reise anzutreten.

Weltenburg kam hinter der Biegung in Sicht und bei flotter Strömung trieben wir zügig dran vorbei, Spaziergänger genossen die Sonne auf dem Weg und die Kinder versuchten wie immer die Donau mit flachen Steinen zu füllen :-)

Dann kam wie immer das wunderbare Gefühl in den Donaudurchbruch einzutauchen, speziell im Winter oder auch im Sommer, wenn die Touristen, Schlauchboote und Schiffe alle weg sind... einfach nur die steilen Felswände genießen, die Kormorane auf dem Baum, die ihre Flügel trockneten, das ganze leider unterbrochen von böigen Winden, die sich einen Spaß draus machten die Paddler genau in die Verschneidungen und Wirbel der Langen Wand zu pusten. Wir ließen uns allerdings nicht davon aufhalten und die Befreiungshalle auf dem Michelsberg erinnerte uns an das baldige Ende unserer genialen Tour...welche mit Sicherheit nie vergessen wird im Gegensatz zu so mancher Sommertour, die sicher auch ihren Reiz haben, aber niemals den Charakter dieser Wintertour, die wir endlich durchgezogen haben.

Für viele verrückt, für die richtigen Abenteurer Kinderkram, für uns: wundervoll und unvergesslich.

Nach dem Anlanden in Kelheim haben wir unseren Kram schnell verstaut die Boote verladen und uns dann verabschiedet und in alle Windrichtungen zerstreut, mit der Gewissheit, die war nicht das letzte Mal!!!

To be continued........

H.S.