Flusswildnis entlang der Strasse
Auf der Vils von Amberg nach Kallmünz
 

 

Man kann es kaum glauben, aber bis Anfang des letzten Jahrhunderts diente das kleine Flüsschen der Schifffahrt. Als Reste der Oberpfälzer Eisenindustrie blieben die zahlreichen Wehre, die heute dem Kanuwanderer das Leben schwer machen. Weiden, Erlen und Schilfgürtel säumen die Ufer des träge dahin fließenden Wassers, Teppiche von Wasserpflanzen bremsen unsere Boote, so dass man oft meint, auf der Stelle zu verharren.
Wir setzen in Amberg beim Feuerwehrgebäude ein, das Auto kann man hier auf dem großen Parkplatz gut zurücklassen. Hier im ersten Teil unserer Befahrung treten die Hügel mit ihren Mischwäldern nahe an den Fluss heran. Weiden hängen übers Wasser und bilden oft richtige Tunnels. Angenehm, da wir bei über 30 Grad unterwegs sind und uns über die schattige Fahrt freuen. Regelmäßig werden wir von Schwanenvätern in unserem gleichmäßigen Paddelschlag unterbrochen. Wachsam ihre Jungen beschützend, drohen sie uns oder beobachten zumindest misstrauisch unser vorsichtiges Vorbeigleiten. Nachdem wir heute erst kurz nach Mittag aufgebrochen sind, schaffen wir nur etwa 13 Kilometer. Nach dem vierten Wehr suchen wir uns eine ruhige Stelle zum Übernachten. Die Ufer sind fast überall ziemlich steil und hoch oder von Wasserpflanzen gesäumt. So werden wir erst nach mehreren Anläufen fündig.
Der nächste Tag erwartet uns wieder mit strahlendem Sonnenschein. Als wir gegen 10 Uhr starten, heizt die aufkommende Hitze uns ganz schön ein. Das Tal weitet sich, dennoch zieht sich die Straße meistens ziemlich nahe am Fluss entlang. Ideal zwar für Autobegleitung, weniger erfreulich allerdings der Verkehrslärm. Dabei kommt man sich auf dem Wasser fast wie in der Wildnis vor. Die Natur am Uferstreifen wird weitgehend sich selbst überlassen, Anzeichen vom Eingriff der Menschen direkt am Wasser sind selten. Die Vils hat außer der Nutzung für die Stromgewinnung in den Minikraftwerken der modernen Zeit nicht viel zu bieten. Umso besser für uns Kanuten. Wir haben den Fluss fast für uns allein und gleiten ruhig und entspannt dahin. Ab Schmidmühlen wird die Strömung etwas deutlicher. Nachdem wir heute sechs Wehre umtragen haben, sind wir ganz schön geschafft und finden einen traumhaften Übernachtungsplatz auf einer Wiese direkt am Waldrand. Der freundliche Bauer hat gegen unsere Zelte nichts einzuwenden und bald gibt es Kaffee und ein prächtiges Abendessen. Karls Kanusandale hat heute den Geist aufgegeben, aber mit großer Geschicklichkeit "näht" er den Riemen mithilfe seines Leatherman-Tools wieder an. Überhaupt scheint dies die Tour der Sandalenverluste zu werden: Als ich mich vom schlammigen Ufer in den Fluss hechte, bleibt die linke Sandale im Morast stecken und ist verschwunden. Ich habe Glück - nachdem sich der aufgewühlte Schlamm wieder gesetzt und das Wasser sich wieder geklärt hat, kann ich mein gutes Stück tatsächlich finden.
Die letzte Etappe ist nur noch etwa neun Kilometer und das ist gut so. Bei 37 Grad ist es selbst im Schatten ganz schön brütend. Wir erreichen das Wehr in Kallmünz - und welch ein Geschenk: direkt am Ausstieg ist ein herrlicher Biergarten. Da sind die Boote schnell verschnürt und das Gepäck ist im Nu verladen. Ein herrlicher Abschluss einer schönen Fahrt!

 

 
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